Roadtrip durch Nordthailand

Tag 1 – Von verschiedenen Dschungel-Abenteuern

Heute morgen haben wir unsere Sachen in unserer AirBnB zu Ende gepackt und sind mit dem Taxi zum Flughafen gefahren. Am Flughafen haben wir dann unser Mietauto abgeholt. Ein Toyota Yaris Atis. Also recht klein.

Da wir im Auto campen wollen, nicht ganz so praktisch, aber wir wollen mal gucken, was möglich ist.

An dieser Stelle fängt es an, spannend zu werden. Wir verstauen unsere großen Backpacks im Kofferraum und unsere kleinen Rucksäcke auf der Rückbank. Dann steigen wir ein. Ich bin ewig kein Auto gefahren und zudem noch nie im Linksverkehr und auch noch nie Automatik.

„Die Bremse funktioniert prima!“, stelle ich fest, als das Auto ruckartig stehen bleibt, während ich auf das Pedal drücke. Ein paar mal bleiben wir noch ruckartig stehen, dann hab ich langsam den Dreh raus. Jannis navigiert uns durch den Straßen-Dschungel.

Unser erster Halt ist ein großes Kaufhaus in Chiang Mai, das wir schon zwei Tage zuvor ausgekundschaftet hatten.

Schnurstracks geht’s ins erste Parkhaus. Es funktioniert super und Automatik zu fahren ist ja auch gar nicht so schwer, stelle ich fest. Dann parke ich auch schon ein.

Im Kaufhaus kaufen wir ganz viel praktisches Essen. Nudeln, Reis, Linsen, Tütensuppen, Gemüse, ein paar Kekse & einen großen Kanister Wasser. 

Im Anschluss essen wir noch zu Mittag und dann geht endlich unser Roadtrip los.

Wir fahren über zwei Stunden Richtung Südwesten. Langsam werde ich richtig vertraut mit unserem Gefährt. Jannis navigiert und filmt gleichzeitig unsere Strecke. Raus aus dem Stadt-Dschungel geht es hinein in den echten Dschungel. Wir fahren in den Nationalpark Doi Inthanon, wo auch der gleichnamige & höchste Berg Thailands steht. Es wird bergiger & kurviger. Die Straßen schmaler und ich muss ganz schön aufpassen. Der linke Standstreifen wird für alles mögliche genutzt. Da fahren Rollerfahrer, Bauern mit ganz lustigen Gefährten, es laufen Hunde herum, mal liegt dort Müll oder ein Auto parkt, was besonders schlecht ist, da dann die Gefährte auf die schnell befahrene Straße ausweichen müssen und ich dementsprechend dann ihnen.

Unser Auto fährt nicht besonders gerne die Berge hoch, aber es klappt trotzdem ganz gut. 

Im Nationalpark haben wir uns einen Parkplatz rausgesucht, auf dem wir übernachten wollen. Leider liegt dieser hinter dem Eintritt zum Berg Doi Inthanon. Da wir zu spät dran sind, kommen wir hier nicht mehr hin, sodass wir uns für eine schmale Straße entscheiden, die links abgeht. Wir fahren wieder ein Stück runter und finden dann etwas später einen kleinen Parkplatz, der für uns ganz gut aussieht. Wir entscheiden hier zu übernachten. Da wir die Sitzbank nicht umklappen können, müssen wir auf unseren Fahrsitzen wohl schlafen. Schade, weil wir sogar extra noch Isomatten gekauft haben. 

Wir packen also alles im Auto so, wie wir es für Abend und Nacht brauchen und wollen dann noch kochen. Weil es aber super schnell dunkel ist und wir nicht genau wissen, was es hier für Tiere gibt, entscheiden wir uns doch dagegen. Zum Glück hab ich noch Nudeln und Tomatensoße vorgekocht, die wir genüsslich verspeisen.

Am Abend telefonieren wir noch mit Jannis’ Papa. Währenddessen beginnen die Sterne am Himmel zu leuchten. Es werden immer mehr und mehr. Bis wir hunderte, tausende, vielleicht sogar Millionen kleine Lichtpunkte am Himmel entdecken. Einfach magisch, wieder eine so gute Sicht in den Himmel zu haben! 

Ein bisschen unheimlich ist es aber auch alleine auf einem Parkplatz im Dschungel zu schlafen. Wir haben aber jederzeit die Möglichkeit uns anders zu entscheiden und ins nächste Dorf zu fahren. 

Ich bin gespannt auf die erste Nacht im Auto mitten im Dschungel von Thailand.

Tag 2 – Von drei Wasserfällen

In der Nacht auf den zweiten Tag schlafe ich recht unruhig. So ganz sicher bin ich nicht, ob die Idee so gut ist, mitten im Nirgendwo im Auto zu übernachten. Irgendwann scheint der Mond durchs Fenster und dann muss ich wohl doch eingeschlafen sein.

Zum Sonnenaufgang werde ich das erste Mal wach. Der Himmel sieht zart rot aus und langsam wird es Tag. Ich und Jannis schlafen aber noch ein gutes Stündchen.

Dann beschließen auch wir aufzustehen.

Weil unsere Schüsseln vom Abendessen noch nicht abgewaschen sind, beschließen wir, dass wir keinen Hunger haben und räumen das Auto wieder zum Losfahren auf.

Jetzt geht es endlich zum höchsten Berg Thailands. Die Fahrt dauert ungefähr eine halbe Stunde. Das Auto mag wohl die Berge nicht so gerne, denn es fährt nur mit 30 km/h und kein bisschen schneller. Erst wenn es runter geht, sieht es ein, dass man wohl auch schnell fahren kann. So schnell, dass ich es dann bremsen muss. In den Kurven muss ich ganz schön doll aufpassen, da hat sich zum Vortag nichts verändert.

Endlich kommen wir oben an. Es sind dort nur 10°C. Das ist ganz schön kalt, da im Tal immer so um die 33°C tagsüber sind. Also ziehen wir das erste Mal in Thailand unsere Pullover und Jacken an und erkunden den höchsten Berg. Den Doi Inthanon. Ehrlich gesagt haben wir ein bisschen mehr erwartet. Der Blick ist nicht so krass, wie immer alle gesagt haben und auch der Ort ist nicht sehr schön. Lauter Sendemasten, Antennen und Kugeln stehen da herum, alles voller Autos und Touristen – wir sind ein bisschen enttäuscht. Aber so ist das eben.

Wir beschließen die Toiletten zu nutzen, essen ein paar Oreo-Kekse und fahren ein Stück runter. Dort hab ich auf der Karte einen Wasserfall entdeckt. 

Zwischendurch können wir die Berge und Wolken-/Smogverhangenen Täler sehen.

Blick vom Doi Inthanon

Wir parken auf der Hälfte. An der Information erfahren wir, dass wir einen Tourguide zum Wasserfall brauchen, der uns 200 THB kostet. Die Tour wäre eigentlich 3 Stunden lang gewesen. Da mein Gesundheitszustand nicht sehr gut ist – ganz schön doll husten – wollen wir nur zum 300 Meter entfernten Wasserfall. Aber wir kommen nicht um den Guide herum und auch nicht ums Geld. Nun ja.

Wir folgen also einer jungen Thailänderin den vielen Holzstufen zum Wasserfall. Wir sehen ein paar lustige Pilze, an denen Bienen interessiert sind. Ich frag mich aber schon, warum man einen Guide für Holztreppen braucht. Das nennt man wohl Touristen abzocken.

Der Wasserfall ist ganz schön und auch der Wald ist voller Nebelmoose, was ein bisschen mystisch aussieht.

Zurück am Auto, überlegen wir direkt nach Mae Chaem zu fahren. Ein Dorf nicht weit von hier. Auf der Karte entdecken wir einen Platz auf der Strecke, an dem weitere drei Wasserfälle eingetragen sind. Wir beschließen dort hin zu fahren.

Die Straße dort hin ist noch schmaler und kurviger und steiler, aber es kommt zum Glück kaum jemand entgegen.

Kurze Zeit später befinden wir uns an einem wunderschönen Platz mit Toiletten, Duschen, Spülbecken, Tisch und Baumstümpfen und das alles direkt an einem Bach und ein paar Meter weiter tost ein gewaltiger Wasserfall.

Doch erstmal frühstücken wir Müsli in der Sonne. Der Platz ist fast leer. Nur ein paar andere Urlauber zeigen uns begeistert ein paar ihrer eben geknipsten Vogelbilder.

Dann gehen auch wir zum Wasserfall und lassen uns von seinem Rauschen in den Bann ziehen. Für mich ist es immer wieder besonders, die gewaltige Natur zu sehen, um zu spüren, wer ich wirklich bin. Es erfüllt mich an diesen Orten zu sein, die diese Stärke ausstrahlen.

Nach einer kurzen Pause wollen wir noch zum zweiten Wasserfall laufen. Mit Wasser und Kamera ausgestattet, laufen wir ein Stück Straße entlang und biegen in den Dschungel ab. Wir sehen unzählbare Lianen, Bäume, Schmetterlinge und Pilze. Wir laufen ungefähr eine halbe Stunde, bis wir den Mae Pan Wasserfall sehen. Dieser ist über mehrere große Stufen 100 Meter hoch und eine Menge Wasser braust hinab. An manchen Stellen kommt etwas Wasser aus dem Felsen, wo wir viele blaue Schmetterlinge bewundern können. Fasziniert schauen wir dem Naturspektakel zu.

Ausschnitt vom Mae Pan Waterfall

Jannis möchte auf dem Rückweg zu zwei weiter unten liegenden Wasserbecken. Wir nehmen einen kleinen Weg und stehen nun an der perfekten Badestelle. Erst sind wir nicht ganz sicher, ob wir uns in das eiskalte Wasser wagen sollen. Jannis macht den Anfang. Er zieht sich aus und geht langsam ins Wasserbecken. Es sieht richtig schön aus, ihn so glücklich in mitten von reinster Natur zu sehen. Ich lieb ihn einfach, dass er das macht.

Weil ich so huste, weiß ich nicht, ob ich es wagen soll, doch ich muss sowas irgendwie immer machen. Das ist schon immer so. Also ziehe ich mich ebenfalls aus und steige ins Wasser. Himmlisch kalt. Ich schließe kurz die Augen und atme tief durch. 

Ganz schnell gehe ich aber wieder raus. Jannis und ich umarmen und küssen uns. Der Ort ist einfach wunderschön. Steile Felswände ragen zu beiden Seiten auf, in der Mitte rauscht das Wasser herunter und alles ist mit dichtem Urwald bewachsen. Über uns fliegen die Schmetterlinge durch das Sonnenlicht. Ein Kraftort, an den ich von nun an immer wieder zurückdenken werde. Da bin ich mir sicher.

In Ruhe ziehen wir wieder unsere Kleidung an und machen uns auf den Rückweg. Am Parkplatz angekommen, testen wir unseren Campingkocher aus. Erst gibt es für jeden eine Suppe und dann noch Nudeln mit Pesto zum Abendessen. Die ganze Zeit begleitet uns das Rauschen des Wasserfalls.

Wir beschließen an diesem Ort zu übernachten. Es fühlt sich hier richtig an. Ruhig, in der Natur und nebenan ein kleiner Campingplatz. Wir sind nicht alleine – das gibt uns Sicherheit.

Als es dunkel wird, beschließt Jannis die Sterne zu fotografieren. Und auch ich mache ein paar Bilder. In echt sieht es aber noch tausendmal schöner aus. Sowieso sollte man die Natur mit allen Sinnen genießen und sie so wertschätzen, wie sie ist. Denn hier steckt die eigentliche, wahre Kraft des Lebens.

Tag 3 – Bergstraßen

In der Nacht auf den dritten Tag, schlafe ich auf der Rückbank. Ein bisschen besser ist es doch. Nur die Beine kann ich nicht ganz ausstrecken. Ein paar mal werde ich aber auch diese Nacht wach. Der Spot ist ein echter Traum!

Jannis macht Fotos von den Vögeln und danach frühstücken wir in der Sonne auf der Wiese am Bach.

Foto von Jannis

Später besucht eine Gruppe blinde Menschen den Wasserfall. Finde ich eine richtig schöne Idee. 

Ich kümmere mich um die erste richtige Dusche. Erst gehe ich mich abduschen und dann wasche ich meine Haare mit dem Gartenschlauch über dem Waschbecken. Das Wasser ist eiskalt, sodass ich mich sehr doll beeile. Aber es klappt richtig gut. 

Wir packen alles zusammen und fahren los. Unser erstes Ziel ist der Mae Surin Wasserfall. Der befindet sich auf dem Weg zu unserem zweiten Tagesziel Mae Hong Son – eine Kleinstadt.

Der Weg zum Wasserfall dauert mehrere Stunden und führt sehr steil und kurvig durch die Berge. Einmal verpassen wir eine Abbiegung und merken es erst, nachdem wir schon mehrere Kilometer weiter gefahren sind. 

Wir sehen kleine Bergdörfer, viel Brandrodung und dadurch teilweise komplett verrauchte Täler. 

Am Nachmittag kommen wir am Wasserfall an. Wir sind die einzigen Menschen hier. Bei der Strecke hier auch wirklich kein Wunder!

Wir gehen einen kleinen Weg zum Aussichtspunkt und schon sehen wir einen hohen Wasserfall der eine Felswand herabstürzt. Ein richtig schöner Ort mitten in den Bergen von Thailand. Hier ist die Sicht auch etwas besser, sodass wir auch einige Bergketten erkennen können.

Mae Surin Waterfall

Zurück am Parkplatz essen wir das zweite Müsli.

Die Berge werden ganz schön steil und zeitweise verläuft die Straße auf dem Grat des Berges. Angst sollte man hier wirklich nicht haben. Ab und zu kommt auch mal eine Baustelle – eine wird ein bisschen abenteuerlich, denn es kommt ein LKW beladen mit einem Bagger entgegen. Oben sind mehrere Männer, die immer wieder die Stromleitungen hochhalten müssen, damit das Gefährt nirgendwo hängen bleibt. Ich lege den Rückwärtsgang ein. Viele Möglichkeiten bleiben mir nicht, um auszuweichen, denn links von uns wird eine tiefere Ablaufrinne gebaut. Irgendwie schaffen wir es aber alle gemeinsam aneinander vorbei. Glück gehabt.

Jetzt wird die Strecke richtig steil. Hunderte, wahrscheinlich sogar tausende Kurven folgen. Die Straße ist schmal und mal geht es steil hoch, mal steil runter und manchmal fahren wir auf dem Grat des Berges. Langsam geht die Sonne als rot leuchtende Kugel über den Bergen unter. Irgendwann wird die Straße wieder breiter.

Sonnenuntergang auf dem Weg nach Mae Hong Son

Abends fahren wir endlich in die Stadt Mae Hong Son ein. Es ist schon dunkel. Wir haben Hunger. Jannis sucht uns ein Restaurant raus. Aber wir finden es nicht und können auch kaum irgendwo parken. Zudem ist eine Hauptverkehrsstraße nicht passierbar, da ein Nachtmarkt aufgebaut ist. Da wir ja auch noch essen mit dabei haben, das wir kochen können, beschließen wir uns einen Schlafplatz für die Nacht zu suchen. Wir fahren mehrere Campingplätze an, die aber alles zu sind oder nicht existieren. Irgendwann sind wir beide ganz schön frustriert. Campen ist in Thailand einfach eher unüblich.

Dann hat Jannis die Idee, zu den Hot Springs (heiße Quellen) zurückzufahren, an denen wir schon vorbeigefahren sind. Ich find die Idee gut und schon sind wir wieder on the road. Bei den Hot Springs scheint es einen offiziellen und einen eher weniger offiziellen Teil zu geben. Wir fahren erstmal zu dem offenen weniger offiziellen Teil. Wir parken ganz nah an der Quelle. Es riecht nach Schwefel und ein paar Thais baden dort. Wir kochen etwas versteckt unser Abendessen. Nudeln mit Pilzsuppe und Jannis eine Nudelsuppe.

Erst überlegen wir direkt hier zu schlafen. Aber irgendwie sind wir uns doch unsicher, ob der Schwefel so harmlos ist. Also beschließen wir auf Nummer sicher zu gehen und parken unser Auto oben beim offiziellen Teil auf einem ganz normalen Parkplatz. Ein komischer Ort, um zu schlafen, aber was besseres werden wir wohl an diesem Tag nicht mehr finden…

Tag 4 – Pai

Am Morgen wachen wir recht früh auf. Frühstück und Toilette sind erstmal nicht drin auf dem Parkplatz, weshalb wir uns entschließen, direkt los zu fahren. Wir wollen gerne frühstücken, aber auch das funktioniert nicht. Die meisten Restaurants und Cafés haben erst ab 10 Uhr geöffnet. Bei uns ist es erst 8 Uhr, weshalb wir doch weiterfahren. Raus aus der Stadt, die irgendwie nicht sehr einladend auf uns wirkt. Wir halten für die Toilette noch kurz an einem Toilettenhäuschen. Schön ist was anderes.

„Tanken müssen wir noch.“, sage ich zu Jannis. Kurz darauf halten wir an einer Tankstelle. Jedoch sehen wir kein Benzin 91, das wir tanken müssen. Weiter geht es, mit der Hoffnung, dass noch eine weitere Tankstelle kommt. Es kommt aber keine. Jannis sucht auf dem Navi eine heraus. Also biegen wir nach einer Weile auf eine kleine Bergstraße ab. Es geht durch Bauerndörfer. Teilweise sind die kleinen Dörfer sehr eng. Man muss sich hier sehr gut konzentrieren. Nach kurzer Zeit sind wir am Ziel angekommen. Von einer Tankstelle ist aber weit und breit nichts zu sehen. Nur ein kleiner Gemüsestand und ein paar Getränke stehen da. Ein Mann schaut uns an. Wir fragen, ob es hier im Dorf eine Tankstelle gibt. Der Mann scheint wohl kaum Englisch zu sprechen und deutet nur in die Richtung, aus der wir gerade eben erst gekommen sind.

Wir wenden. Bei der nächsten Gelegenheit schauen wir nochmals genauer nach. Die nächste Tankstelle ist die, wo wir bereits schon, die aber kein Benzin 91 hat. Wir fahren trotzdem dort hin. Der Ort will es uns wohl nicht zu leicht machen. Es kann ja auch nicht immer alles perfekt laufen. So ist das nunmal im Leben. Bei der Tankstelle erklären wir dem Tankwart, welches Benzin wir brauchen. Er meint, dass auch das Benzin 95 gehen wird. Wir vertrauen seiner Aussage und tanken voll.

Dann geht es endlich los. Wir fahren nach Pai. Eine kleine Bergstadt, die immer beliebter werden soll. Zwischendurch schauen wir in malerische Gebirgszüge. Die Sicht ist leider echt schlecht, durch die viele Brandrohdung. Das finde ich super schade. Wer einmal nach Thailand kommt, sollte wohl eher den November/Dezember auswählen. Zu dieser Zeit müssen auch all die Wasserfälle deutlich beeindruckender sein, die Sonnenblumenfelder gelb strahlen und die Wälder grün leuchten. Ein paar Kekse müssen als Frühstück herhalten.

Blick auf die Berge

Mittags kommen wir in Pai an. Wir fahren zu einem Wasserfall. Denn eines haben wir bereits festgestellt: An Wasserfällen kann man meist einfach übernachten. Tatsächlich, am Pam Bok Waterfall finden wir unseren Platz für die Nacht. Doch erstmal kehren wir in das Pambokcafé ein und genießen das Mittagessen dort bei einer schönen Aussicht.

Jannis liest von einer Orangenfarm, wo man selbst Orangen pflücken kann. „Klingt gut.“, denk ich. Wir fahren hin. Die Farm liegt auf der anderen Seite von Pai, etwas weiter oben in den Hügeln. Oben angekommen betreten wir die Farm. Wir sehen zwei Angestellte, die zwar Hallo sagen, aber sofort wieder verschwinden. Wir wundern uns und fühlen uns nicht sehr willkommen. „Es ist manchmal einfach komisch in Thailand. An jeder Ecke, wollen die Menschen den Touristen was verkaufen. Sobald man an etwas andere Spots fährt, wird es schwieriger. Hier muss man teilweise etwas dafür tun, damit man was kaufen kann. Ich verstehe das nicht.“, sage ich zu Jannis. Für ihn scheint das auch ein Rätsel zu sein.

Abends kochen wir am Parkplatz vom Wasserfall. Als es dunkel wird, gehen wir noch zum Wasserfall. Dieser liegt umgeben von Felsenhöhlen in einer kleinen Schlucht. Es fließt nicht sehr viel Wasser, aber hübsch ist er dennoch. Später schlafen wir irgendwann ein.

Tag 5 – Alles wie verhext

Für die letzten beiden Tage habe ich uns den Mae Kuang See etwas nordöstlich von Chiang Mai rausgesucht. Ich habe dazu nicht viel gelesen, aber fand, dass er auf den Bildern sehr schön aussieht. Am Vormittag packen wir wieder alles zusammen und verlassen Pai. Auf dem Weg zum See, etwa bei der Hälfte der Strecke, wird ein weiterer Wasserfall ausgeschildert. Wir fahren dort hin, um eine Fahrpause zu machen. Der Ob Noi Waterfall ist traumhaft schön. Er stürzt von einer breiten Wand in ein flaches Becken. Man kann dort hinein gehen und sogar baden. Der Untergrund ist sandig. In der Regenzeit muss dieser Wasserfall noch viel beeindruckender sein, aber für uns ist er auch so eine willkommene Abkühlung.

Ob Noi Waterfall

Am Nachmittag kommen wir dem See näher. Erst führt uns das Navi direkt vor eine Staumauer. Der See liegt nicht sichtbar dahinter. Also suchen wir einen neuen Weg. Dann sehen wir den See endlich. Er ist wunderschön, hat klares, blaues Wasser, bergige Inseln sind auf ihm verteilt und alles ist bewaldet. Wir fahren jetzt über die Staumauer zu einem Parkplatz. Unser Gefühl ist jedoch komisch. Irgendwas stimmt mit diesem Ort nicht. Vielleicht kennt ihr das, dass sich manche Orte einfach nicht richtig anfühlen, egal wie schön sie auch sein mögen. Der Parkplatz scheint sehr offiziell zu. Die Kennzeichen der Autos sehen anders aus. Vielleicht von der Regierung? Wir wissen es nicht. Ich mach ein Foto. Wir suchen einen anderen Platz am See aus und probieren dort hinzufahren. Über kleine, schmale Schotterstraßen geht es ein Stück am See entlang. Wir sehen einen kleinen Hafen. Vielleicht von Fischern. Ein paar Hütten stehen dort auch. Dann kommen wir zu einer Brücke, die nicht gerade sehr einladend wirkt. Uns ist das alles irgendwie nicht ganz geheuer. Hier gibt es keine Touristen und so ganz wissen wir nicht, ob wir hier willkommen sind. Wir drehen um.

„Um den See herum gibt es ganz viele Friedhöfe.“, sagt Jannis zu mir. „Vielleicht fühlt es sich deshalb nicht richtig an?“, entgegne ich. „Das kann gut sein.“, meint Jannis.

Wir fahren weiter. Zu einem Campingplatz etwas weiter südlich in den Bergen. Er existiert nicht mehr. Ich suche einen zweiten Campingplatz raus. Die Straße ist unfassbar steil, sodass unser Auto gerade eben noch hochkommt. Der Schotterweg ist extrem schmal. Wohl fühlen wir uns auch hier nicht. Das letzte Stück müsste man gehen, aber nach Campingplatz sieht es nicht aus. Wir fühlen uns total fehl am Platz. Also geht es wieder zurück.

Wir beschließen zum Maekampong Waterfall zu fahren. Bisher hat es an Wasserfällen mit den Schlafplätzen immer gut geklappt. Die Straße führt die Berge hinauf. Wir entdecken zwei richtig hübsche Dörfer, wo einige chinesische Touristen Fotos machen. „Vielleicht können wir später ja auch noch ein bisschen hier herumlaufen, wenn wir unseren Schlafplatz haben.“, denken wir. Doch dazu soll es nicht mehr kommen.

Die Straße zum Wasserfall wird am Ende des Dorfes so richtig steil. Sowas haben wir beide noch nie erlebt. Unser Auto schafft es nicht. Die Reifen drehen durch und ich muss unser Auto auf dem steilen Stück zurückrollen lassen. Wir wagen einen zweiten Versuch. Es geht nicht. Das Auto hat hier eindeutig seine Grenze. Jetzt muss ich hier auch noch wenden. Es ist schwierig, aber auch diese Situation meistere ich. Ehrlich gesagt sind wir langsam ratlos. Es scheint alles gegen uns zu sein. Wir steuern noch zwei Campingplätze an, fragen in einem Café nach Möglichkeiten, doch es werden uns nur Hostels oder Hotels empfohlen. Langsam wird es dämmrig. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, uns zu entscheiden, wo wir die Nacht verbringen.

Wir entscheiden uns, den Roadtrip zu beenden, nach Chiang Mai zurückzufahren und im Hostel zu übernachten. Das ist in unserer Situation das sinnvollste. Also bucht Jannis in einem Hostel ein Zimmer. Wir sind ein bisschen traurig, dass unser Trip jetzt schon zu Ende ist, aber gleichzeitig sage ich zu Jannis: „ Wer weiß, wofür es gut ist. Vielleicht wäre irgendwas blödes passiert, wenn wir nicht auf unser Gefühl hören würden. Vielleicht ist es jetzt einfach das beste.”

Jetzt sind wir wieder in der Stadt, aber wir sind um so viele Erfahrungen reicher und glücklich, dass wir dieses Abenteuer gewagt und erlebt haben. Wer es sich leichter machen will, sollte die Nächte dann wohl doch eher in Unterkünften buchen, oder sich die richtigen Campingplätze raussuchen. Generell ist campen in Thailand unserer Meinung nach nicht ganz so einfach, aber definitiv nicht unmöglich.

Ich hoffe, ihr hattet Freude an unserem Abenteuer. Alles Liebe!

Ameise im Dschungel

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