Unser Traum geht in Erfüllung

Am 27. Juli holte mich Jannis von der Arbeit ab und meinte: „Hast du schon gelesen, was ich dir geschrieben habe?“, ich verneinte, da ich ja die ganze Zeit gearbeitet hatte. 

„Ich habe unseren Flug heute gebucht.“, sagte er. Ich strahlte und küsste ihn auf den Mund. Endlich. Wir hatten ein Abflugdatum. Am 4. Januar 2023 würden wir in das Flugzeug steigen und nach Bangkok fliegen. Einfach unglaublich. Schon lange hatten wir vor, eine Weltreise zu machen. Wir hatten unterschiedliche Pläne gemacht, doch dann kam Corona und später der Krieg in der Ukraine. 

Doch beginnen wir hier von vorne. Wie kamen wir überhaupt auf so eine verrückte Idee und was treibt uns alleine und als Paar an?

Jannis und ich lernten uns Mitte 2018 im Studium kennen. Ich kam gerade aus Argentinien wieder, wo ich ein Jahr gelebt hatte und viel gereist bin. Jannis war mitten im Studium und hatte schon da den Traum, einmal auf große Reise zu gehen. Doch noch waren wir nicht in der Lage dazu. Wir wollten beide unsere Studiengänge abschließen. Also blieb der Traum erstmal ein Traum. 

In dieser Zeit hatten wir auch andere Ideen. Da wir beide viel mit dem Thema Bildung in Berührung waren, überlegten wir, wie man Bildung heute neu denken sollte. Was braucht es wirklich, um unsere Kinder von heute, beim Heranwachsen zu begleiten? Welche Themen sind jetzt essentiell? Wie sollten unsere nächsten Generationen aufgestellt sein, um mit all den Themen richtig umgehen zu können?

Wir merkten aber auch, dass wir noch jung sind, dass wir uns erst selbst entwickeln und kennenlernen dürfen, um diese Themen bearbeiten zu können. Wir wissen, dass da draußen noch so viel mehr ist, als wir für möglich halten. 

Wir planten Ende 2020 unsere Reise zu verwirklichen. Wir wollten in Moskau in die Transsibirische Eisenbahn steigen und bis nach Ulan-Bator in die Mongolei reisen. Von dort sollte unsere Reiseroute über China bis nach Südostasien führen. Wir schrieben erste Packlisten und hielten fest, welche Dinge wir auf unserer Reise verwirklichen wollten. 

Dann legte ein Virus die Welt lahm und unsere Pläne lösten sich erstmal in Luft auf. Jannis beendete sein Eurythmie-Studium. Ich brach mein Studium zur Klassenlehrerin ab und schloss mein Gartenbau-Studium in meiner Heimat in Kaltenkirchen Ende 2020 ab. In der Zwischenzeit fanden wir eine Wohnung in Hamburg und unterschrieben den Mietvertrag für 2 Jahre. Damit war klar, wir würden die nächsten zwei Jahre in Deutschland bleiben.

Jannis begann eine Kochlehre, ich studierte ganzheitliche Ernährungsberatung. Jannis brach ein Jahr später die Kochlehre ab und wurde Mitte 2021 Postbote. Anfang 2022 schloss ich mein Studium ab und stand das erste Mal auf eigenen Beinen. Ich arbeitete in der Bäckerei und im Bioladen. Dann wurde Jannis gekündigt. Er machte sich kurz darauf als Koch selbstständig und kochte nun auf Seminaren und Freizeiten. In dieser ganzen Zeit sparten wir unser Geld. Wir reisten so gut wie gar nicht und überlegten immer, wofür wir unser Geld ausgaben. Im Hinterkopf hatten wir beide immer den Gedanken, dass wir all das für uns und ein großes Abenteuer machen. 

Und jetzt stehen wir hier und halten unsere Tickets in der Hand. Wir sind jetzt nur noch fünf Monate in Deutschland. In dieser Zeit stehen noch einige große Schritte an. Jobs und Wohnung müssen gekündigt werden, wir müssen uns um Visum, Impfungen und  erste Unterkünfte kümmern. Die Wohnung muss aufgelöst werden. All das kostet Mut. Wir wissen nicht, was da auf uns zukommt. Wir gehen ins Ungewisse. Klar, wir haben Erspartes, aber auch das ist irgendwann aufgebraucht. Es stellen sich also Fragen wie: Womit können wir im Ausland unser Geld verdienen? Was ist, wenn wir krank werden? Haben wir an alles gedacht? Wird unser Flug auch stattfinden oder kommt der nächste Lockdown und legt alles wieder lahm? Was machen wir dann? Usw.

Doch uns treibt da etwas an. Die Lust nach Abenteuer. Das Verlangen nach Freiheit und purem Leben. Unsere persönliche Entwicklung alleine und als Paar. Wer sind wir wirklich? Was können wir alles erreichen? Wohin wird uns diese Reise führen? Wie kommen wir eines Tages wieder zurück? Was wird das verändern? Finden wir unsere Berufung? Welche Menschen werden wir treffen? Was werden wir sehen, fühlen und spüren? Welche Möglichkeiten werden sich öffnen? Wie werden wir auf bestimmte Situationen reagieren und das wichtigste: Können wir der Welt etwas zurückgeben? Wird es Projekte geben, wo wir dran arbeiten können, die die Welt ein bisschen besser machen?

Ja, das alles kostet Mut und bringt uns aus unserer Komfortzone. Aber nur da entsteht Wachstum. Nur außerhalb unseres gewohnten Umfelds werden neue Dinge möglich. Ich selbst weiß, dass es sich lohnt, ins kalte Wasser zu springen und zu lernen, mit ganz neuen Situationen umgehen zu müssen. Hier beginnt Entwicklung und der Weg zu sich selbst. Hier beginnt unsere Reise.

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